Hallo, ich bin Jenny und trigger mich ständig ins Aus oder so oft an die Seitenlinie, dass ich irgendwann selber ins Aus falle.
Ich habe einen „Triggerriecher“. Andere plumpsen in Fettnäpfchen (ich nehme immer die Fritöse), ich erwische immer die Triggerpunkte der anderen.
Glücklicherweise erwischen auch Männer immer meine schlimmsten Trigger, so dass wir beide am Ende tief verletzt sind, ohne uns je verletzen zu wollen.
Womit man mich zu Tode triggern kann: keine Antwort, sich über mein „Nein“ stellen oder Unehrlichkeit.
Keine Antwort zu bekommen triggert mich nicht, weil ich denke der andere könnte mich betrügen oä., was das angeht hab ich Vertrauen. Ob ich denke, ich wurde geghostet? Ja, manchmal. Ich finde man sollte dem anderen immer ehrlich sagen, was man möchte. Und wenn es nicht passt, passt es nicht. Mit 15 Jahren habe ich versucht, meinen damaligen besten Freund zu erreichen. Konnte ich nicht, okay ist er halt beschäftigt. 12 Stunden beschäftigt, okay ist Wochenende. 16 Stunden nichts gehört, ungewöhnlich aber kann passieren. 16,5 Stunden: Er ist getötet wurden. No Joke.
Sobald ich länger nichts von jemandem höre, werde ich panisch. Ich terrorisiere mit Nachrichten, rufe ständig an und drehe wirklich gefühlt durch. Kalte Schweißausbrüche, Nervosität hoch zehn, Panik, noch mehr Anrufe – in diesem Augenblick schaltet mein Hirn aus. Ich werde zu der Frau, die ich nicht sein will. Ist die Person, welche ich erreichen will, dazu gerade noch krank oder vielleicht emotional/ mental verletzt, ist es noch schlimmer. In diesem Augenblick kickt all meine Verlustangst, die ich sonst nicht habe.
So ein Tag war auch gestern mit Tom. Nachdem ich bereits 14 Stunden in Alarm war, fiel mir Tinder ein. Ich hoffte „kürzlich aktiv“ oder sowas zu lesen, halt einfach ein Lebenszeichen. Ich konnte zwar nichts dahin entdecken, dafür aber neue Fotos. Hä, wann war das geschehen? Ich hatte gestern noch dran gedacht, dass wir unsere Profile mal löschen sollten. Ist ihm gar nichts passiert und er ghostet mich? Ich konnte hören, wie mein Herz splitterte. Es fühlt sich nicht an wie Liebeskummer, es fühlt sich an als würde man jemanden begraben. In diesem Fall meinen Glauben an die Liebe. Er meldete sich zwar später, dass er den ganzen Tag im Stress war – aber schon todesgenervt von meinen unzähligen „Kontrollanrufen“ etc.
Wenn ich liebe, liebe ich bedingungslos. Ich möchte den Menschen schließlich nicht verändern, ich habe mich in diese Person mit ihren Macken verliebt. Meine Loyalität kennt keine Grenzen und ich bin süchtig nach Harmonie. Streit oder Unstimmigkeiten möchte ich sofort ausräumen. Ich bin zu jeder Zeit absolut ehrlich, was meine Gefühle betrifft und denke naiverweise, der andere wäre es auch immer. Die neuen Tinder Fotos gaben mir den Rest. Wann hat er uns aufgegeben?
Wie dem auch sei, zurück zu Triggern. Reden wir zu wenig in Kennenlernphasen/ neuen Beziehungen über Trigger und Ängste? Ja natürlich, wir möchten ein gutes Bild machen. Dieses Bild reißen wir leider sofort wieder ein, wenn wir getriggert werden. Mitunter verwandeln wir uns, wie ich, in eine völlig andere (panische) Persönlichkeit. Wie man das umgehen kann? Ich weiß es nicht. Es ist, aufgrund der teilweise sehr intimen Hintergründe, kein Stoff fürs erste Date. Und trotzdem können die Trigger bereits rund ums erste Date hitten und womöglich alles zerstören. Das wäre sehr Schade und auch völlig unnötig, wenn wir einfach ehrlich sind und uns verletzbar machen. Andererseits: Möchte ich mich vor jedem Date direkt mental ausziehen? Nein. Es ist wahnsinnig schwer.
Ich bin jetzt wahrscheinlich von der „Traumfrau, die man nie wieder hergeben will und die man super gern hat“ zur „unsicheren, kontrollierenden Alten“ geworden.
Keine Ahnung wie man das Trigger Problem nachhaltig löst. Eine Therapie hat es nicht getan. Ich freue mich auf den restlichen Tag, an dem ich gedankenverloren durch die Welt tapse und minütlich alle Gefühle erfahre.
Was ich weiß: ich möchte eine stabile Beziehung, in der beide trotzdem Individuen sind. Individuen, welche zusammen und alleine wachsen. Für die einen Streit nicht gleich das Aus bedeutet. Mit dem ich lachen und weinen kann. Der mich unterstützt und den ich unterstütze. Mit dem ich die deepsten Themen und den größten Quatsch besprechen kann. Wir uns gegenseitig auch so Ängste offenbaren. Garniert mit sehr gutem Sex. So schwierig?
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