Tom

Da stand ich nun also, Dienstagabend um 18:00 Uhr und machte mir vor Nervosität in die Hose. Sah er wirklich aus, wie auf seinen Bildern? Ist er wirklich so, wie er sich präsentiert? Möchte er mich wirklich ungeschminkt sehen? Genüge ich? Kurz: Ist der Mann den ich gleich treffe wirklich der Tom, in den ich mich verlieben könnte und bin ich die Jenny, in die er sich verliebt hat? In den virtuellen Tom habe ich mich längst verliebt.

Es ist „zu einfach“, ich habe ganz oft das Gefühl das einen Monolog halte, weil er antwortet, was ich denke. Er hat, mit mir als Vermittlerin, bereits Sprachnachrichten mit einer meiner Freundinnen ausgetauscht und sie fanden sich sehr sympathisch. Ebenfalls positiv: Sie schwärmt von meinen Brüsten, er findet sie sehr schön, aber liebt meine Augen. Außerdem: Eine gute Beziehung zu Freunden & Familie ist goldwert.

Er nennt uns, ihn und mich, seelenverwandt und bezeichnete uns Montag schon als Paar – sprach er Sonntag „nur“ davon, dass es seine „Bedingung“ ist, es ist exklusiv und das ich bleibe, wenn ich ihn mag. Ich bleibe gerne, aber ich habe, zugegeben, etwas Angst. Angst davor, dass er es morgen nicht mehr so meint. Davor, dass er mich vielleicht nur ins Bett kriegen will. Das er sich ein falsches Bild von mir gemacht hat- und ich dem Bild nicht standhalten kann. Ich habe schon einmal gedacht es passt, meine Freunde dachten es passt – und im Endeffekt passte nichts.
Es 18.13 Uhr und es klingelt an der Tür.

Wow. Sollte es das wirklich sein? So einfach und unkompliziert? Jemand, bei dem ich einfach sein darf, wer ich bin? Mit meinen viel zu vielen Gefühlen für alles, meinen Macken und allem was dazugehört?
Aber von vorn: Der erste optische Eindruck war perfekt. Wie auf den Fotos, kleiner Bauch, gepflegt und nicht overdressed, dazu der Geruch – volle Punktzahl. Ja, oberflächlich von mir, aber ein potentieller Partner muss einen optisch halt auch zusagen. Von einem guten Charakter allein wird das Höschen nicht feucht, wenn ihr versteht.
Den Peanut Check bestand er mit Bravur, Menschen die Peanut „beschlagnahmt“, stellten sich noch nie als böse heraus.
Noch viel süßer: Es gab keine Blumen oder Ähnliches als Mitbringsel, sondern selbst gebackene Zimtschnecken.

Nach der Umarmung zur Begrüßung und dem Peanut Check setzten wir uns, redeten und kamen uns langsam wie zwei Teenager näher, um schließlich Händchen zu halten. Er ist noch sympathischer als er „schriftlich“ schon war. Dann kam es zum ersten Kuss – und hier glitt es uns dann völlig aus der Hand. Wollten wir doch mit allem sexuellen 3-4 Dates warten, so waren es realistisch doch eher 30-40 Minuten. Drum prüfe was sich ewig bindet/ Nicht die Katze im Sack kaufen – wie auch immer man es nennen mag, um es sich schön zu reden, dass wir hier versagt haben. Andererseits: Es hat sich mehr als gelohnt, hier zu versagen und ja, es matcht auch hier außerordentlich gut.

Danach quatschten wir ein wenig, aber am meisten genoss ich es, eng an einander gekuschelt zu sein und den Anderen zu spüren. Erst dachte ich möglicherweise noch „wir müssen reden, es ist unser erstes Date“ aber irgendwann dachte ich nur noch „ich will für den Rest des Tages an seiner Brust liegen, seinen Herzschlag und die Küsse auf meiner Stirn fühlen“. Ja tut mir leid, ich bin auch kitschig. Aber dabei blieb es natürlich nicht- wir mussten noch mehr prüfen, bevor wir wieder kuscheln konnten. Meiner Prüfung hat er super standgehalten- oder auch befriedigend, je nachdem was in diesem Fall besser ist- und ich habe nichts dagegen, ihn zu „behalten“.

Das i-Tüpfelchen: Befriedigt und voller Glück mit 464 Schmetterlingen die Zimtschnecke zu essen, nachdem er gefahren ist.


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