Kennen gelernt haben wir uns über eine Datingplattform. Wir verstehen uns gut, dem ersten Treffen steht nichts im Wege. Vorrangig geht es um Sex, was sich bei Sympathie entwickelt, wollen wir auf uns zukommen lassen- klare Absprachen sind wichtig.
Ich hätte wohl misstrauisch werden sollen, dass mein Peanut ihn beim eintreten direkt anknurrte- aber dieser hat gerade auch einfach gegen alle fremden Menschen eine Antiphase.
Besagtes Date, nennen wir ihn Frederik, hat eine größere Tasche dabei – macht mich nicht stutzig, da er vorher babysitten war und dort geschlafen hatte.
Wir unterhielten uns ganz nett, es kam auch Recht schnell zur Sache – aber es hörte gar nicht mehr auf. Zwei Stunden lang, er war die ganze Zeit lang über erigiert – aber es gab keinen Absch(l)uss.
Lucky me gleicht sein Penis einem Wattwurm, ob er jetzt da ist oder nicht… Ihr kennt doch Wattwürmer? So 30cm, Fingerdick – Fingerdick ist er, aber auch kleinwüchsig. Habt ihr schon mal eine fast platte Eichel gesehen? Also platt wie zum Beispiel eine Tischplatte. Ich geb es ungern zu, aber: ich fühlte mich wie eine Biologin, die eine neue Art entdeckt hat.
Er ackert immer noch. Könnte mir jemand was zu lesen reichen? Irgendwann zog er ihn zurück und ich war schon fast erleichtert, schließlich hatte ich noch mehr vor mit diesem Tag. Aber das Ding stand immer noch! Ich muss wohl irritiert geschaut haben, jedenfalls eröffnete er mir er könnte nur kommen, wenn er an sich Hand anlegt. Feel free, mach du. Das ganze dauerte dann ungelogen nochmals eine halbe Stunde und ich machte mir in der Zwischenzeit ernsthafte Gedanken darüber, ob dünne Penisse einfach weniger Reibung wahrnehmen.
Irgendwann ist Frederik dann auch mal fertig. Das er nicht an mich gedacht hat, ich keinen Kuss oder ähnliches bekommen habe, muss ich wohl nicht erwähnen.
Ich war für ihn scheinbar genug über das Wattwürmchen erfreut.
In diesem Augenblick war ich davon überzeugt, dass es jetzt auch nicht mehr merkwürdiger werden könnte. Ich bin so naiv.
Frederik erzählte mir, er hätte seinen (sehr großen) Wachhund zu seiner Mutter abgeben müssen, er war nicht für die Wohnungshaltung geeignet. Ich möchte nicht klugscheißern, aber das steht in jedem Rasseprofil. Jedenfalls hätte das Grundstück dafür zusätzlich gesichert werden müssen, damit er nicht über Zäune springen kann. Hätte er bezahlt, 30.000€ hätte der Spaß gekostet. Er hat dafür einen Kredit aufgenommen – aber den zahlt er nicht zurück, er hat Privatinsolvenz angemeldet.
Er kann ja auch nicht mehr voll arbeiten, er hat Diabetes. „Warum kannst du mit Diabetes nicht arbeiten?“ – ich hab auch mal was sagen dürfen. Falls einer von euch Diabetes hat, verehrte Leserschaft: Es ist unmöglich Vollzeit zu arbeiten, weil man zwischendurch messen und gegebenenfalls Insulin spritzen muss. Jeder Arbeitgeber würde doch an einen Junkie denken und man würde sofort gekündigt werden. Ja, so habe ich auch geguckt.
Frederik redet munter weiter und ich suche in meiner eigenen Wohnung die versteckte Kamera.
Plötzlich zieht er sein Handy und will mir „unbedingt was zeigen“. Dachte Hundefotos. Oder seine Neffen. Was ich tatsächlich sah? Ein OnlyFans Profil. Nicht seins, dass seiner Schwägerin. Er würde dieses verwalten, sie lässt sich nur (von ihm) fotografieren. Die Texte, Chats usw. übernähme er. Wie wir festgestellt haben, bin ich naiv und fragte daher „seit wann sind dein Bruder und sie geschieden?“ – „Hä? Die sind nicht geschieden. Die sind glücklich verheiratet.“. Wer jetzt denkt, er hätte noch eine Schwägerin- Fehlanzeige.
Ich wurde immer stiller, es war wie ein Fiebertraum. Immer wenn ich dachte, dass könnte er nicht steigern, steigerte er dies irgendwie. Er zeigte mir, von welchen Frauen er OnlyFans Medienpakete gekauft hatte, was sie gekostet hätten und welche Dame eine Abzockerin wäre, weil sie nichts zeigt. Okay, werde nichts von ihr kaufen und alle meine Kumpel warnen – Bro, interessiert mich nicht.
Irgendwie wollte ich auf ein neutrales Thema kommen und weil mir nichts einfiel zeigte ich auf seine Tasche und frage „sind da deine Schlafklamotten von gestern drin?“ – „Quatsch. Guck mal!“ und er räumte die Tasche aus… An dieser Stelle fühlte ich sicherheitshalber meinen Puls, so etwas kann nicht in der Reslität passieren. Aber ich lebte, schlimmer noch: er war real.
Nacheinander zog er aus seiner Tasche Gleitmittel (die sehr große Flasche), einen Dildo, ein Sexmagazin, einen XXL Dildo, eine Porno DVD (diese Nostalgie), Kondome und einen Satisfyer. „Haben wir ja alles nicht gebraucht, hihi. War ja auch so ganz toll.“ Bin ich jetzt falsch abgebogen? Es gibt Dinge die teilt man nicht mit anderen. Und es war langweilig. Stattdessen habe ich einfach sprachlos und ungläubig gelächelt, Peanut warf mir ein side Eye zu und ich dachte „reicht jetzt“.
Ich erklärte Frederik, dass ich ins Bett müsste, ich sei müde und müsste früh aufstehen.
Das passte ihm gut, ob hier in der Nähe zufällig ein REWE sei, er hätte Hunger. Nett wie ich bin, erklärte ich ihm den Weg. „Haben die SB Kassen?“ – „Nein, nur normale.“ – „Dann kann ich da nicht einkaufen.“ – „Phobie?“ – „Nein, ich bezahl zum Beispiel TK Erbsen, verstecke darunter Sushi oder ähnliches und zahle nur das billigere Produkt. Gehe lieber fünfmal am Tag einkaufen, als einmal den richtigen Preis zu bezahlen.“ – „Schlechter Witz.“ – „Das war kein Witz, sei nicht so spießig.“.
Kurze Abschiedsumarmung, Tür auf, Frederik raus, Tür zu, sicherheitshalber zweimal abschließen und tief einatmen. Ich (Nichtraucher) hatte plötzlich den Drang nach Kippen und Schnaps. Immerhin letztes hatte ich zuhause.
Als ich wirklich ins Bett ging, fand ich sein natürlich benutztes Kondom auf meinem Kopfkissen. Wäre ich nicht so resigniert und angetrunken gewesen, hätte ich ihm vielleicht noch eine böse WhatsApp geschrieben, stattdessen überzog ich mein Kopfkissen.
Am nächsten Tag schrieb er mir, wie toll der Sex war und wie gut unsere Unterhaltung war. Er könnte sich mehr vorstellen. Und schon wieder war ich sprachlos. Nach zwei Stunden brachte ich immerhin ein „Tut mir leid, bei mir ist der Funke nicht übergesprungen.“ – „Oh das ist Schade. Dir noch viel Glück!“ Ich war erleichtert, dass ging einfach.
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