Anders wild

Hatte ich euch gesagt, dass Tinder anders wild ist? Ja. Hatte ich die Männer in Kategorien eingeteilt? Ja. Stand virtuell plötzlich Tom vor mir, lies sich keiner Kategorie zuordnen, sieht nicht aus als wäre er aus einem Reality Format entsprungen, kann sich anständig artikulieren UND hat mir sehr wichtige Charaktereigenschaften? Was Sonntag um 9 Uhr auf Tinder begann, endete um 23:48 Uhr auf WhatsApp.

Worüber man sich über 14 Stunden unterhält? Über sehr viel. Sorgen, was einem persönlich wichtig ist, abchecken allgemein, Zukunftspläne, Freizeitgestaltung und weiteres. Natürlich kam auch Sexualität zur Sprache, eine Beziehung (welche ich suche, Sex gibt’s überall) kann für mich nur funktionieren, wenn es „im Bett“ gut passt. Sicher, einige Kompromisse kann man machen – aber der Kern muss passen. Auch bei allen anderen Körperlichkeiten – was bringt mir ein Mann der knutschen hasst, ich es aber liebe und nicht drauf verzichten möchte? Die Zeiten in denen ich gedacht habe „Liebe gewinnt immer“ sind seit 10 Jahren vorbei.

Wie dem auch sei: Die einzige Red Flag bei Tom ist bisher sein Fußballverein. Tom möchte auch eigentlich keine Kinder mehr, ich möchte aber gerne eins. „Wenn alles passt, ist ein Baby kein Problem“ sagte er, um mich keine 24 Stunden später „seine Traumfrau“ zu nennen. Natürlich nur wenn alles passt, ich will ja den Vater & das Kind. Keinen Erzeuger.
Er ist begeistert von meiner Diversität, mit meiner Behinderung geht er um als sei es das Normalste der Welt und das ich sowohl sehr empathisch, fürsorglich, besorgt, versaut, liebevoll, zärtlich, zweideutig, witzig, direkt, ehrlich als auch absolut sarkastisch sein kann, stößt bei ihm auf große Gegenliebe. Wandelbar wie eine gute Schauspielerin ohne zu spielen. Freut es mich, dass ihm all dies auffällt und hab ich womöglich 2-3 Schmetterlinge im Bauch? Absolut. Bin ich skeptisch, was diesmal schief geht? Absolut. Ich würde gerne „ankommen“, aber es muss passen – ich bin gerne mal das Anhängsel meines Partners, aber hauptsächlich möchte ich die Partnerin auf Augenhöhe sein. Dieses Gefühl gibt mir Tom, auch scheint er männlich unmännlich zu sein. Einerseits wirkt er wie der Beschützer, in manchen Momenten kann er durchaus dominant sein (laut Tinder Profil) und er kann auch Verantwortung übernehmen und führen (nehme ich aufgrund seines Jobs an), ist direkt und andererseits zeigt er auch seine verletzliche Seite, äußert seine Bedürfnisse, ist sehr ehrlich und ging in Elternzeit. Kurz: Äußerst männlich in meinen Augen.

Ich habe aus Raphael gelernt, ich akzeptiere zukünftig nur Männer an meiner Seite, welche zu jederzeit absolut ehrlich sind und zu ihren Worten auch Taten sprechen lassen. Die zu jederzeit wissen was sie wollen und dies kommunizieren können. Dank seiner tatkräftigen Unterstützung fällt es mir nicht schwer, ihn „aufzugeben“, weiterzumachen und mich auf Tom voll und ganz einzulassen- immer im Hinterkopf, dass Worte schön sind, aber etwas bedeuten, wenn Taten folgen.

Morgen habe ich übrigens ein Date mit Tom – meine Nervosität ist bei 24/10.


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