Daten? Auf Männer stehen? Darüber schreiben? Überhaupt über Gefühle reden? Oder gar Sex? Weil ich es kann.
Ernsthaft: Das Frauen immer noch heterosexuell sind zeigt doch, dass man sich nicht aussuchen kann, wen man liebt (Stichwort LGBTQ+). Über Gefühle rede ich, weil wir alle viel zu wenig darüber reden. Wann hast du das letzte Mal einer Freund:in gesagt, das du sie magst/ stolz auf sie bist/ sie dein Leben bereichert etc.? Ganz oft kriegen wir das ja nicht mal in Partnerschaften oder der Familie hin. Daten zwinge ich mir auf, um einen potentiellen Partner kennen zu lernen. Schreiben ist (meine) Therapie, mein Ausdruck. Ich möchte nicht behaupten, dass ich es gut kann, es sich gut liest oder überhaupt jemanden interessiert- aber mir hilft es. Ja und Sex macht halt Spaß und ist gesund.

Nachdem im letzten Monat plötzlich und ohne Vorwarnung meine nicht viel ältere Cousine starb, habe ich mich oft hinterfragt. Wer bin ich, was kann ich, was möchte ich, wo will ich hin. Mit wem. Wann. Wieso, weshalb, warum.
Ich glaube an Schicksal – ihr Tod sollte uns die Augen öffnen.

Die letzten Jahre habe ich mich aus alten, zum Teil anerzogenen Mustern gelöst, sie in Frage gestellt und jeden Monat mehr über mich herausgefunden.
Hätte mir jemand vor zehn Jahren gesagt, dass ich ein „Pick me“ Girl bin – ich hätte ihn ausgelacht. Aber ich war es.
Heute liebe ich Kosmetik, Fashion, Tattoos, Piercings, bunte Haare, kochen, sammel Nagellack- teilweise richtig Tussi. Es ist mir egal, was jemand darüber denkt. Früher war mir wichtig, was andere denken.
Möglichst angepasst durchs Leben, bloß nicht zuviele Männer (was könnten die anderen denken). Aber hey, ich bin jetzt 35 Jahre alt und kann meine sexuellen Erfahrungen an einer Hand abzählen. Wenn ich morgen tot umfalle, reicht mir das? Hell, no. Ich werde jetzt alle diese Dinge tun, vor denen ich früher Angst hatte. Angst vor der Meinung anderer. Angst vor Enttäuschungen.

Haltet mich für eine egoistische, feministische Tussi, die Schlampe, die mit dem vergebenen Mann schläft, wenn sie es denn will. Ich bin Single, außer vor mir muss ich mich vor niemandem rechtfertigen. Natürlich möchte ich auch nicht egoistisch durch die Welt laufen und ohne jegliche Rücksicht machen, was ich will. Dafür haben wir die Männer. Ich bin nicht Pippi Langstrumpf – aber irgendwo dazwischen. Vielleicht treffe ich morgen meine große Liebe, vielleicht habe ich in ’nem halben Jahr 474 Männer gedatet. Vielleicht verlieb ich mich in ein Flugzeug. Was auch immer passieren wird, ich werde einfach leben.